Donnerstag,
24.11.2016 - 00:00
3 min
Vom Dessousladen bis nach Birstein

Amüsieren sich gut: Bürgermeister Wolfgang Gottlieb und eine gutgelaunte Silke Kasamas Foto: Euler ( Foto: Euler)
BIRSTEIN - (duw). Viel Gekicher und gute Laune waren das Resultat der letzten Autorenlesung im Rahmen der diesjährigen Veranstaltungsreihe Birstein liest 2017: Im Dorfgemeinschaftshaus Hettersroth nahm Silke Kasamas am vergangenen Freitag ihre vorwiegend weiblichen Zuhörer mit auf eine Reise in die Welt ihrer Kurzgeschichten, brachte sie mit Anekdoten rund um den einkaufsmuffeligen Ehemann, die „verklebten Chakren“ und die Partnersuche per Blind Date zum Lachen. Und das, obwohl Kasamas nie vorhatte, Autorin zu werden: Aus einer Notlage sei sie zum Schriftstellern gekommen, berichtete die lebhafte Babenhäuserin ihrem gespannt lauschenden Publikum.
Ihre Heimatstadt habe sich 2013 an dem Wettbewerb „Ab in die Mitte“ beteiligt, einem Wettbewerb zur Vitalisierung der Innenstädte. Von dem Fördergeld sollten Aktionen zur Belebung finanziert werden. „Als erste Vorsitzende unseres Gewerbevereins habe ich natürlich auch ein Interesse daran, dass die Leute in die Geschäfte kommen“, so die selbstständige Vermögensberaterin. Eine Freundin sei Betreiberin eines Dessousladens und hatte die Idee, mit einer Lesung Kundinnen anzusprechen – sie selbst traute sich jedoch nicht, vorzulesen. „Lesen kann ich“, bot Silke Kasamas an, und der erste Lesungsabend wurde mit fremden Texten gestaltet und war ein voller Erfolg. Um die Texte anderer Autorinnen vorlesen zu dürfen, war freilich eine Genehmigung vonnöten, die auch begeistert erteilt wurde. Zur zweiten Lesung kamen denn auch gleich doppelt so viele Frauen wie zur ersten, für die dritte hatten gar 40 Gäste ihr Kommen angekündigt.
„Das war der 6. Mai 2014, den Tag werde ich nie vergessen. Bis zum 1. Mai hatten wir von den angeschriebenen Autorinnen noch keine einzige Rückmeldung“, erinnerte sich Kasamas. Kati Mehler, die Inhaberin des Dessousladens, riet deshalb locker: „Dann schreib doch Du die Geschichten.“ Eine Aufgabe, der Kasamas sich stellte – die dritte Kurzgeschichte wurde am Vormittag des Veranstaltungstags fertig. Alle drei Geschichten fanden spontan Anklang – „für den Fall, dass sie den Damen nicht gefallen, haben wir Stillschweigen vereinbart. Wir hätten dann einfach gesagt: Die sind von Natascha Soundso, die nehmen wir nicht mehr...“ Aber die Begeisterung war groß, der nächste Abend mit rund 80 Anmeldungen so ausgebucht, dass zwei Veranstaltungen daraus gemacht werden mussten. Und dann kam aus dem Publikum auch noch eine Verlagsmitarbeiterin auf Kasamas zu, die ihr sagte: „Wir melden uns bei Ihnen.“ „Für mich ist das immer ein Zeichen: Schönes Leben noch“, scherzte die Autorin, die ihr Glück kaum fassen konnte, als der Verlag ihr tatsächlich einen Vertrag anbot. „Gänseblümchen hat Gänsehaut“, eine Sammlung von zwölf Kurzgeschichten, kam so zustande.
Bei dem einen Buch soll es nicht bleiben, erläuterte Kasamas. Aktuell wird ihr neues Kurzgeschichtenbuch, wieder aus Frauensicht und in der ersten Person geschrieben, Korrektur gelesen. Und dann arbeitet sie parallel auch noch an einem historischen Kriminalroman, der in Babenhausen handeln soll. „Aber da verzettel ich mich immer wieder in den Recherchen“, gab sie schmunzelnd zu. Anders bei ihren Kurzgeschichten: Die entstehen in Grundzügen schon mal in der halbstündigen Wartezeit beim Zahnarzt oder irgendwo unterwegs, denn ihr Tablet hat Kasamas immer bei sich.
„Ich bin gespannt, was für eine Geschichte entsteht aus dem Dorfgemeinschaftshaus in Hettersroth“, gab sich Bürgermeister Wolfgang Gottlieb denn auch in seiner Begrüßung erwartungsfroh. An seine Dankesworte an die mit der Organisation der Veranstaltungsreihe beauftragten Gemeindemitarbeiterinnen Silvia Bittner und Susanne Schnell schloss er auch einen Dank an die Landfrauen aus Hettersroth mit ein, die am Lesungsabend die Verköstigung übernahmen.