THEATER "Der Vorname" entpuppt sich als unterhaltsame Boulevardkomödie mit geistreichen Dialogen
GELNHAUSEN - GELNHAUSEN (cra). Mehrere hundert Theaterbesucher verließen am Montagabend die Stadthalle mit heiteren Minen und lachenden Gesichtern. "Das muss man nicht daheim haben, aber auf der Bühne ist es ganz lustig", kommentierte ein Zuschauer aus Haitz das Gesehene, eine Boulevardkomödie, die den belanglosen Titel "Der Vorname" trägt.
Geschrieben wurde das moderne Bühnenstück von dem Autoren-Duo Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière (beide Jahrgang 1971) und am 7. September 2010 in Paris zur Uraufführung gebracht. Aufgrund des grandiosen Erfolges wurde die Spielzeit verlängert und das Stück auch ins Deutsche, Spanische, Englische, Italienische und Niederländische übersetzt. Nicht minder erfolgreich war die Verfilmung, die 2012 ein Millionenpublikum in die Kinos lockte. Für die Konzertdirektion Landgraf hat sich Regisseur Ulrich Stark des Stücks angenommen und mit hochkarätigen Schauspielern wie Grimme-Preisträger Martin Lindow eine geistreiche Salonkomödie auf die Bühne gebracht, die mit spitzzüngigen Dialogen und satirischem Humor die intellektuelle Bourgeoisie ins Visier nimmt.
- DARSTELLER
Elisabeth - Anne Weinknecht
Pierre - Christian Kaiser
Claude - Benjamin Kernen
Vincent - Martin Lindow
Anna - Julia Hansen
Regie - Ulrich Stark
"Das ist ja sogar ein richtiges Bühnenbild", kommentierte ein Besucher den Ort des Geschehens, ein mit ausladender Bücherwand und gemütlichen Sesseln versehenes Wohnzimmer, in das die Bühne verwandelt worden war. Die Wohnung gehört dem Literaturprofessor Pierre und seiner Frau Elisabeth, einer Lehrerin, die gerade mit den Vorbereitungen für ein marokkanisches Essen mit Freunden beschäftigt ist. Nach einander treffen die Gäste ein: Vincent, der Bruder von Elisabeth, Claude, ein guter Freund der Familie, und etwas später auch Vincents schwangere Freundin Anna. Die Komödie spielt mit Klischees und rasch werden die Charaktere deutlich: Pierre, ein intellektueller und abgehobener Schöngeist; Elisabeth, genannt "Babou", praktisch und lebenstüchtig im Spagat, Beruf, Kinder und Haushalt unter einen Hut zu bringen; Vincent, erfolgreicher Immobilienmakler, angeberisch, großmäulig, provozierend; Claude, Posaunist, ruhig, freundlich, zurückhaltend; Anna, selbstbewusst, erfolgreich, aber rauchend und trinkend trotz Schwangerschaft.
Die Handlung, ein Essen im Freundeskreis, spielt sich an einem einzigen Abend ab. Das Stück besticht aufgrund seines intellektuellen Humors und entfaltet sich zu einem Parcours voller wohlformulierter Anspielungen, spitzwinkliger Diskussionen, politischer Animositäten, literarischer Kapriolen, familiärer Verwerfungen und einem subtil ausgeführten Konzert der Vorurteile, oder, anders gesagt: Es wird den ganzen Abend gestritten, bis am Ende jeder vor seinem persönlichen Scherbenhaufen steht. Der Streit entzündet sich zunächst zwischen Pierre und Vincent, als dieser verrät, dass sein erwarteter Sohn "Adolphe" heißen soll. Nicht nur in Deutschland, auch in Frankreich ist dieser Name seit Hitler immer noch ein Tabu. Als sich mit dem Eintreffen von Anna bald herausstellt, dass der Junge in Wirklichkeit "Henry" heißen soll und alles nur ein schlechter Scherz Vincents war, um Pierre vorzuführen, sind die Fronten jedoch bereits so verhärtet, dass an einen friedlichen Abend nicht mehr zu denken ist. Nach und nach werden auch die Frauen und der sonst so ruhige Claude hineingezogen.
Schienen im ersten Akt manche Dialoge noch etwas bemüht und wurden eher "nervig" empfunden, so fielen nach der Pause sämtliche Hemmungen. In einem furiosen Feuerwerk der Pointen wurden Masken der Zivilisation abgelegt und geheime Abgründe offenbart. Nach diesem Abend sei nichts mehr wie früher gewesen, offenbart Vincent im Epilog den betroffenen Zuschauern. Allerdings hält er für sie auch ein versöhnliches Ende bereit, berichtet von der Geburt des Kindes, zu der sich alle Kontrahenten im Krankenhaus wieder trafen, und das sich, entgegen aller Prognosen, als ein Mädchen herausstellte.
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