NATURSCHUTZ 9,1 Kilometer langer Bergmähwiesenpfad an Herchenhainer Höhe eröffnet
HERCHENHAIN - (an). Von einem „Naturwunder aus Menschenhand“ sprach Grebenhains Bürgermeister Sebastian Stand am Sonntag während des vierten Bergmähwiesenfestes. Dabei wurde an der Herchenhainer Höhe auch der 9,1 Kilometer lange Bergmähwiesenpfad eröffnet, eine Art Lehrpfad, der den Artenreichtum dieser speziellen Wiesen deutlich macht und zugleich die Schönheiten der Vogelsbergregion aufzeigt und weite Ausblicke bis in Rhön, Spessart und Vogelsberg sowie auf die Frankfurter Skyline erlaubt. Auch auf dem Festplatz des Ortes wurde den vielen Besuchern etwas geboten, unter anderem ein Erzeugermarkt.
Bergmähwiesen sind ein einzigartiger Naturraum mit einer großen Artenvielfalt in Flora und Fauna. So sind alleine auf der Fläche an der Herchenhainer Höhe mehr als verschiedene Pflanzen, Blumen und Kräuter zu finden. Ermöglicht wird dies, indem die Wiese zweimal im Jahr zu einem exakt bestimmten Zeitraum gemäht wird. Dies hat sich über Jahrhunderte entwickelt. Der Vogelsberg ist noch besonders reich davon: Etwa die Hälfte aller hessischen Bergmähwiesen ist hier zu finden. Auf dem neuen Pfad kann man dies in etwa drei Stunden erkunden, wobei der höchste Punkt auf 728 Meter und der niedrigste auf 560 Meter Höhe liegt. Stelen an den Zugängen und Infotafeln unterwegs – alle mit QR-Codes versehen – weisen den Weg und machen auf Besonderheiten aufmerksam. Das Projekt wurde vom Vogelsbergkreis sowie den Umweltministerien des Landes und des Bundes gefördert, außerdem von der Initiative „Nähe ist gut“ der heimischen Unternehmen Schwälbchen Molkerei, Rewe-Handelsgruppe, Licher Privatbrauerei und Hassia Mineralwasser.
Dieser Initiative „Nähe ist gut“ dankte der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak (CDU) denn auch bei der Eröffnung des Festes und des Bergwiesenpfades. Im Vogelsberg gebe es etwa 1000 Hektar dieses außergewöhnlichen Naturraums. Dort finde sich eine wunderbare Vielfalt an Blumen, Kräutern und Gräsern. Auf 25 Hektar seien bis zu 70 Pflanzenarten zu finden – so viel wie in keinem anderen Biotop. Der Bergmähwiesenpfad sei auch gut für den Aktivtourismus im Vogelsberg, ebenso für den Verbraucher. Denn das Fleisch und die Milch der Tiere, die sich von der Bergmähwiese ernähren, habe große Qualität und Geschmack. Mischak wies auch auf die Aktion „100 Schritte, zehn Cent“ der Sponsoren hin. Wanderer können mittels einer Karte registrieren lassen, wie weit sie auf dem Pfad gegangen sind. Für je 100 Schritte zahlt die Initiative zehn Cent in einen Fonds, der auch den bewirtschaftenden Landwirten zugutekommt. Bei der Gesamtlänge von 9,1 Kilometer wären dies14 Euro. Diese Aktion wird den Sommer über, solange alles blüht, fortgesetzt.
Günter Berz-List von der Schwälbchen Molkerei sagte, dass die Initiative „Nähe ist gut“ etwas für den Naturschutz und die Bewirtschafter tun wolle. Dr. Ulrich Peters von der Licher Privatbrauerei gab bekannt, dass in diesem Jahr das Bergmähwiesenprojekt Schwerpunkt der Initiative sei. Daniel Krämling von den Hassia Mineralquellen dankte auch der VHC-Zweigverein Hartmannshain/Herchenhain, der den Pfad präparierte und ausschilderte.
Der heimische Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU) sprach von einer „wunderbaren Initiative“. Der Vogelsberg sei ein „Schatz in unserem Land“. Das Mittelgebirge brauche aber neben Naturschutz auch Entwicklungsmöglichkeiten. Insbesondere solle die regionale Vermarktung weiter ausgebaut werden. Bürgermeister Stang (parteilos) sagte, dass dieser Pfad ein touristisches Erlebnis bieten, aber auch den Landwirten finanzielle Unterstützung geben solle. „Die Natur kann nur überleben, wenn die Landwirte überleben.“ Peter Schiller vom VHC-Zweigverein stellte fest, dass Herchenhain allmählich aus dem Dornröschenschlaf erwache. Elf VHC-Mitglieder hätten bei der Einrichtung dieses Pfades 198 ehrenamtliche Stunden verrichtet. Landwirte baten die Besucher, auf den Wirtschafts- und Wanderwegen zu bleiben, ihre Hunde anzuleinen und keinen Müll zu hinterlassen.
Joachim Schönfeld vom Amt für den ländlichen Raum führte alle Interessierten auf einem ein Kilometer langen Rundgang über das Gelände. Hier waren Infostände des Geoparks Vulkanregion Vogelsberg, des Skiclubs Herchenhain, des Naturschutzgroßprojektes, des Schafhaltervereins Vogelsberg, der Imker, des Nabu-Kreisverbandes, der Wasserbüffel-Züchter Wagner aus Ilbeshausen, der Schutzgemeinschaft Vogelsberg sowie des Kreisbauernverbandes zu finden. Ernst Happel und Otto Kirchner boten botanische Wanderungen an, Ellen Langstein zwei Kräuterwanderungen, Hartmut Greb und Gustav Weidner zwei geologische Wanderungen, Manfred Jäger zwei ornithologische Wanderungen und Doris Ritz eine Familienwanderung zu Zauber- und Orakelkräutern. Zudem führten Karl-Wilhelm Becker und Gustav Weidner Mundartkabarett auf.
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